Page 1 - Willy Blaser - Mabuhay
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Indien (RB14 / 27.10.2001)


Unterwegs nach New-Delhi


Gegen 14.00 Uhr sind wir beim Bahnhof in Amritsar. Busse nach New-Delhi sollen erst am
späteren Nachmittag fahren. Es soll auch einen Expresszug geben. Kostenpunkt etwa 700
Rupien. Also, was mache ich? Eigentlich müsste ich hier den "Goldenen Tempel", das
Heiligtum der Sikhs, besuchen. Ein Taxifahrer macht mir den Vorschlag für 600 Rupien mit
einem Minibus nach Delhi zu bringen. Nach kurzer Überlegung gehe ich auf das Angebot ein.
Zunächst geht die Fahrt recht zügig voran und ich rechne mir anhand der Kilometersteine eine
Fahrt von 7 Stunden aus. Nebst dem Fahrer und seinem Freund, zwei junge Burschen, bin ich

alleine im Bus. Ich werde auf einmal misstrauisch. Man kann ja nie wissen was die vorhaben.
Ja keine angebotenen Getränke annehmen. Sie könnten Schlafmittel enthalten. Schon
mancher ist so ausgeraubt worden. Die Strasse wird zusehends schlechter und das
Verkehrschaos immer grösser. Wir kreuzen unzählige grosse Mähdrescher, etwa deren
zwanzig Stück. Es ist schon dunkel als wir zum Tanken anhalten. Der Fahrer verlangt mir 500
Rupien. Kurz danach heisst es plötzlich "Aussteigen!" Hatte ich es mir doch gedacht, dass da

etwas faul ist. Und was passiert nun mit meinen 500 Rupien? Einmal mehr bin ich doch
"gelegt" worden, denke ich. Ich muss in einen anderen Bus umsteigen. Ich versuche dem
neuen Fahrer klar zu machen, dass ich ihm in Delhi nur noch 100 Rupien bezahlen werde. "Ok,
Ok!" Nach einer halben Stunde gesellen sich sieben weitere Fahrgäste dazu. Endlich geht es
weiter. Ich erfahre, dass wir in Ambala sind. Auf einer breiten, dreispurigen Autostrasse gehts
mit bis zu Tempo 100 in einem haarsträubenden Verkehr Richtung Delhi. Wir überholen
hunderte von Lastwagen in waghalsigen Manövern. Schliesslich, kurz nach Mitternacht
erreichen wir die indische Hauptstadt. Ich bezahle meine 100 Rupien, erfahre aber, dass die
Fahrt ab Ambala eigentlich nur 80 Rupien gekostet hätte! Jetzt nur noch Duschen und

Schlafen, denn ich bin schon seit 21 Stunden unterwegs. Ein Tempofahrer bringt mich zu
einem Hotel. Das Hotelzimmer macht einen einigermassen akzeptablen Eindruck. Als ich
duschen will, kommt kein Wasser. Sch… Am nächsten Morgen früh bin ich auf der Schweizer
Botschaft, um meine Post abzuholen. Ich treffe dort auch Peter Meier, der seit über drei
Jahren auf der Botschaft arbeitet und mich am Samstag zu sich nach Hause einlädt. Auf dem
Rückweg zum Hotel suche ich mir eine neue Unterkunft, ein Zimmer, in dem man sich

wohlfühlt, mit einer Dusche die funktioniert und nicht allzu weit weg vom Connaught Place ist.
Ganz in der Nahe von Pahar Ganj, dem Billigtouristen-Viertel wo sich die meisten
Rucksacktouristen aufhalten, finde ich das Shiva Continental Hotel. Bevor ich einziehe, muss
ich aber noch mein Gepäck holen. Aber wie heisst noch mein Hotel? An welcher Strasse?
Mensch, zum Glück habe ich mir eine Visitenkarte eingesteckt, ansonsten ich es wohl nie und
nimmer hätte wieder finden können. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wo ich übernachtet
habe.





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