Page 1 - Willy Blaser - Mabuhay
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Schweiz / Philippinen / Thailand (RB19 / 08.10.2002)


Kein Jetlag


Es gibt Leute, die bekunden bereits Mühe bei der Umstellung von der Winter- auf die
Sommerzeit oder umgekehrt. Ich habe das Glück, mich äusserst rasch an die Zeitverschiebung
von 5 Stunden anzupassen. Auch der Klimaunterschied bietet mir überhaupt kein Problem. Als
ob ich einfach nur die SIM-Karte auswechseln müsste. Und dennoch, welche Umstellung.
Obwohl ich diesmal „nur“ sieben Monate weg war, kommt man sich in der Schweiz in einer
anderen Welt vor. Alles ist fünf Schuhnummern kleiner als in Thailand. Ungewohnt, dass in
meiner Umgebung plötzlich auch wieder deutsch gesprochen wird. Die Zeitungen sind auf

deutsch, das Fernsehen. Nun war ich also wieder zu Hause. Ich freute mich sehr, Kollegen und
Freunden die fantastischen Dias von Nordpakistan und Laos zeigen zu können. Doch dies
schien niemanden zu interessieren. Ausser einigen wenigen schien auch kaum jemand Notiz
von meinem Besuch zu nehmen. Nun, ich war ja nicht gekommen um Kollegen zu besuchen,
sondern weil sich die Gelegenheit ergab, bei meinem früheren Arbeitgeber als freischaffender
Berater im Gesundheitswesen temporär tätig zu sein. Nach sechs Tagen war ich bereits wieder

voll im Arbeitsrythmus. Eine doch gewaltige Umstellung vom nachmittäglichen Swimmingpool
den ganzen Tag in einem Büro zu arbeiten! Da es ein freiwilliger Entscheid war, war es auch
nicht so schlimm. Es ist ein grosser Unterschied, ob man arbeiten muss oder will. Die
Motivation ist ganz anders. Die Begrüssung einiger Arbeitskolleginnen war stürmisch. Schön,
dass man bei einigen doch noch beliebt ist. So durfte ich auch wieder das Leiden am
Montagmorgen nach einem verregneten Wochenende mit den Leuten mitfühlen. Das
Arbeiten hat auch seine schöne Seiten, so zum Beispiel der Zahltag. Nachdem das Ergebnis
meiner Fondsanlagen im 2. Jahr mit einer noch grösseren Katastrophe endete, kamen mir
diese Einnahmen gerade goldrichtig, um nicht im dümmsten Moment Wertpapiere verkaufen

zu müssen. Ich war auch froh, mit dieser Arbeitsgelegenheit, den Kontakt zur Schweiz nicht
ganz zu verlieren. Wer im Ausland lebt wird ziemlich schnell vergessen. So ist der Kontakt mit
mehr als der Hälfte meiner Kollegen abgebrochen. Schnell mal ein E-mail schreiben ist ja so
kompliziert und so teuer! Erfreulicherweise kamen durch meine Reiseberichte aber auch
unerwartete Kontakte zu Leuten zustande, von denen ich seit Jahren nichts mehr gehört
hatte.


Es gab auch „schöne“ Űberraschungen. Ich war kaum 14 Tage in der Schweiz, schon flatterte
die Rechnung der Staatssteuern 2002 mit der hübschen Forderung von Fr. 5'086.- ins Haus.

Dies obwohl ich im vergangenen Jahr ein sehr bescheidenes Einkommen hatte. Das ist die
Schweiz! Am liebsten wäre ich gleich wieder abgehauen. Und weshalb mich die
Steuerbehörden mit einem solchen Geschenk bescherten? Nur weil sie nicht fähig waren die
Veranlagung pro 2001 abzuschliessen, wurde auf die letzte gültige Veranlagung
zurückgegriffen und die war in meinem Falle von 1999.



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