Page 1 - Willy Blaser - Mabuhay
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Nepal / Schweiz (RB38 / 04.04.2005)


146 Maoisten in Gefechten mit der Armee getötet


Die Berichte in den englisch sprechenden Tageszeitungen über die Situation in Nepal sind
nicht gerade ermutigend um eine Reise dorthin zu unternehmen. Fast täglich wird über
Zwischenfälle zwischen der Armee und den Rebellen berichtet. Diese finden jedoch meist weit
ausserhalb Kathmandus statt und sind daher kein Grund nicht nach Nepal zu reisen. Dies wäre
gleich lächerlich, wie eine Reise nach Thailand oder in die Philippinen abzusagen, nur weil im
Süden des Landes Bombenanschläge verübt werden. Ich habe zwei Alternativen: entweder ich
fliege nach Hause oder ich führe die geplante Reise nach Kathmandu durch. Um mich vor

Erfrierungen zu bewahren, scheint eine Rückkehr in die Schweiz bei der momentan
herrschenden Polarkälte nicht möglich. La Brévine und Bangkok hatten übrigens gestern etwas
gemeinsames: es war an beiden Orten 35 Grad, in La Brévine minus, in Bangkok plus!


Dank der sachlichen Information via E-Mail meines ehemaligen Trekking-Führers Yanak,
entschliesse ich mich, trotz den politischen Wirren, nach Kathmandu zu fliegen. Ich habe ihn in
früheren Trekkings als seriösen Trekking-Organisator kennen gelernt. Er ist sehr um die
Sicherheit seiner Kunden besorgt und weiss Gefahr und Risiko einzuschätzen.


Um 04.00 Uhr bin ich bereits wach. Ich kann kein Auge mehr zudrücken. Wie vor jedem Flug
bin ich unheimlich nervös. Ich fliege ja nicht zum ersten Mal, doch ich kann dagegen nichts
machen. Nach Nepal zu reisen bedeutet auch auf viele Annehmlichkeiten des Lebens zu
verzichten. Jede Reise nach Nepal war bisher immer mit Strapazen und gesundheitlichen
Problemen verbunden. Obwohl ich wegen der Lage in Nepal keine Bedenken habe, empfinde
ich dennoch eine Ungewissheit, die mich zusätzlich nervös macht.


Ich bin überrascht wie viele Fluggäste im Gate 26 für den Flug TG 319 nach Kathmandu
versammelt sind. Es sind vor allem Nepalis und japanische Gruppen. Auf der TV-Grossleinwand
flimmert die Übertragung des Formel-1 Rennens aus Australien. In zehn Minuten findet der
Start statt, doch ausgerechnet jetzt werden die Passagiere zum Boarden aufgerufen. Ich bin

kein Motorsportfan, dennoch ärgert es mich, den Start so knapp verpassen zu müssen. Wenn
der Flug doch nur etwas Verspätung hätte! Aber immer wenn es einem dienen würde, sind sie
pünktlich. Die Rennwagen starten zur warm-up Runde. Die Passagiere stehen noch immer in
einer Schlange zum boarden an. Es kommt zum Start. Dieser wird abgebrochen! Es kommt
nochmals zu einer warm-up Runde. Ein Blick hinüber zum Schalter. Die Schlange ist kleiner
geworden, der Saal ist bereits leer. Vielleicht kann ich den Start doch noch sehen! Wieder sind
alle Wagen auf der Startlinie aufgestellt. Die erste Ampel leuchtet auf rot, die zweite, die

fünfte. Alle wechseln sie auf grün. Der Start ist erfolgt! Als Vorletzter steige ich ins Flugzeug
ein! Welch ein gelungener Start nach Kathmandu!



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