Page 1 - Willy Blaser - Maopai
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Utor: Ein gewöhnlicher Taifun


So erlebte ich meinen ersten Wirbelsturm


Leider hört man in den Nachrichten in Europa meistens nichts Gutes aus den Philippinen.
Naturkatastrophen sind an der Tagesordnung. Wenn nicht Vulkanausbrüche, dann sind es
Schlammlawinen, Erdbeben, Überschwemmungen oder Wirbelstürme die für Zerstörung
sorgen. Vorletzte Woche gab es in der Region von Albay/Legaspi (Süd-Luzon) wieder so eine
Katastrophe welche über Tausend Menschenleben forderte. Und immer sind die Ärmsten am

schlimmsten getroffen. Was so eine Katastrophe für die Menschen bedeutet, können wir gar
nicht nachvollziehen.


Viele von Euch haben sich, wie beim Tsunami, wiederum Sorgen um mich gemacht.
Diejenigen, welche in der Zwischenzeit noch nicht wissen wo ich genau wohne, geht auf meine
Webseite, klickt „Neue Destinationen“ an, unter „Sari Sari und Trike“, dort hat es eine
Landkarte.


Letzten Samstag, am 9. Dezember, sind allerdings auch wir von einem mittelstarken
Wirbelsturm voll getroffen worden. Einige Familien mussten aus ihren einfachen Nippahütten
direkt am Meer flüchten und fanden in unserem Haus Zuflucht. Es gab zum Glück nur
Sachschaden. Seither sind wir jedoch ohne Strom und es ist zu befürchten, dass diese

Situation noch einige Wochen andauern wird. Zum Glück funktionieren in der 20 km
entfernten Provinzhauptstadt Borongan wenigstens die Telefonverbindungen, die Internets
und die ATM’s. Weihnachten werden wir also sicher bei Kerzenlicht verbringen.


Ich bin gefragt worden wie man denn so etwas miterlebt? Nun, wie gesagt, Taifune sind hier in
den Philippinen keine Seltenheit. Es gibt deren jedes Jahr etwa dreissig davon. Wie solche
entstehen habe ich übrigens unter der Rubrik „Mabuhay“, Teil 36 – Taifun Winnie,
beschrieben. Es gibt ein Frühwarnsystem. Sobald sich im Pazifik „etwas“ zusammenbraut und
auf die Küste zukommt, gibt es Signal 1. Man weiss zu diesem Zeitpunkt aber manchmal noch
nicht wie sich das Ganze entwickeln wird, ob es bei einer tropischen Depression bleibt und
welche Richtung diese nehmen wird. Je nachdem wo man wohnt, nimmt man dies eher

gelassen. In Angeles zB. bedeutete dies für uns einfach Regen und Wind. An der Küste hier
sieht es aber etwas anders aus. Vor allem die Fischer sind betroffen. Sie sind daher immer
bestens informiert. Am Freitagmorgen kam Signal 1 heraus, am Nachmittag schon Signal 2.
Der Taifun lag zu diesem Zeitpunkt noch 600 Km von der Küste entfernt. Für die Fischer
bedeutet dies an Land zu bleiben und die Katamaranboote an Land zu ziehen. Die
Sturmwarnung wird auch in Radio und TV mitgeteilt. Nur, wer hat hier schon Radio und

Fernsehen? Und was wenn eine solche Meldung in eine Periode mit Stromausfall fällt? Die





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