Page 1 - Willy Blaser - Maopai
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Winterzeit – Regenzeit


Aufräumarbeiten


Die Ruhe nach dem Abzug unserer Arbeiter hat nicht lange gewährt. Nur eine Woche später

rückt ein halbes Dutzend neuer Arbeiter mit Betonmaschine an um gegenüber uns eine
Kanalisation zu bauen. Auch nach Feierabend wird es nicht ruhiger, im Gegenteil. Eine Schar
von Kindern aus der Nachbarschaft spielt auf der Strasse und es geht zu und her wie auf dem
Pausenplatz einer tausendköpfigen Schule. Auch in unserem Haus werden noch einige
Arbeiten verrichtet. Der Schreiner baut im Schlafzimmer einen Wandschrank ein und draussen
wird die Balustrade gestrichen.


Zu einem schmucken Haus gehört für meine Begriffe auch ein sauberer und gepflegter
Umschwung. Hierfür scheint der Filipino jedoch gar keinen Sinn zu haben. Von dem bisher
recht positiven Bild der Filipinos das ich während dem Bau erhalten habe, bin ich leider wieder
etwas abgekommen. Sobald sie nicht mehr arbeiten müssen, drohen diese in einen tiefen

lethargischen Zustand zu verfallen. Ohne sie ständig zu drängen und zu „pushen“, läuft nichts
mehr. Wenn ich nicht selber die Sandsäcke und den Bauschutt angepackt hätte, würden diese
noch nächstes Jahr am gleichen Ort liegen. Auch das Bauholz liegt mit verrosteten Nägeln nur
so herum. Unverantwortlich so was. Es braucht sich nur eines der zahlreichen barfuss
umherlaufenden Kinder daran zu verletzten. Aber wer denkt hier schon so weit? Das Holz ist
nun schön „biggelet“, so wie es sich schweizerisch gehört. Clevere Kinder kommen ab und zu
vorbei und entfernen die rostigen Nägel aus dem Holz. Auf dem Alteisen bekommen sie dafür

drei Peso pro Kilo. In der Zwischenzeit haben wir einen einigermassen sauberen Umschwung
erarbeitet und das erste Blümlein der Verschönerungsaktion blüht bereits vor dem Haus.
Natürlich darf man auf Grund einzelner Erfahrungen nicht gleich pauschalisieren. Nur schwer
kann ich mich jedoch dem Eindruck erwehren, dass die Leute, vor allem die vielen jungen
arbeitslosen Männer, ohne Initiative und Ideen, einfach Minimalisten sind. Sehr gerne lasse
ich mir das Gegenteil beweisen.


Winterzeit – Sturm- und Regenzeit


Was ein Taifun so für Konsequenzen haben kann, wissen wir inzwischen nun ja. Die Winterzeit
(Dezember-Februar) ist hier im östlichen Teil der Visayas, im Gegensatz zu Zentralluzon, die
Regenzeit. Manchmal regnet es zwanzig Mal am Tag, sintflutartig. Und dies während Tagen.
Freude daran haben einzig die Kinder, welche mit Wonne unter den Abfluss des Dachkännels

stehen und die lauwarme Dusche geniessen. Das feuchtheisse Klima ist sehr unangenehm. Die
Wäsche trocknet nicht mehr, alles ist feucht. In dieser Zeit hat es auch viele Mücken die vor
allem am frühen Morgen und späteren Nachmittag äusserst aggressiv sind.
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