Page 4 - Willy Blaser - Mabuhay
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Alles beim alten


Sieben Monate sind seit meinem letzten Besuch in den Philippinen vergangen. Nichts scheint
sich geändert zu haben. Joseph Estrada ist noch immer nicht verurteilt und wenn es so
weitergeht wird er am Schluss noch die nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2004
gewinnen! Gemäss einer Meinungsumfrage liegt er in der Gunst der Wähler hinter dem
kürzlich zurückgetretenen Bildungsminister Raul S. Rocco an 2. Stelle, vor der aktuellen
Präsidenten Gloria Arroyo Macapagal!


Die Kanalisation an der Fields Road in Angeles ist auch noch nicht fertig. Was sind das für
Langweiler! Die Baustelle ist ein einziger Dreckhaufen. Tja, wirtschaftlich scheint es in den

Philippinen auch nicht viel besser zu gehen. Für die ersten sieben Monate des Jahres meldete
das Finanzministerium ein Defizit von 133 Milliarden Pesos (etwa Sfr. 3,9 Mia). Der Kurs des
US $ fiel dadurch auf ein 8Monate Rekordtief: 52.15 Pesos. Auch der Schweizer Franken wird
von Tag zu Tag stärker, zuletzt 34.40 Pesos.


Visit the Philippines Year 2003


Dass der Tourismus ein Hauptkatalysator für die Wirtschaft ist, hat auch die Regierung
erkannt. Tourismus bringt unzählige sozialökonomische Vorteile, welche Privaten wie dem
öffentlichen Sektor eines Landes zu Gute kommen. Mit 1,8 Mio Touristen (Ertrag 2,5 Mia. US
$) stehen die Philippinen jedoch weit hinter Singapore (7 Mio Touristen), Thailand (9,5 Mio
Touristen) oder Malaysia (10 Mio Touristen). Um den Tourismus anzukurbeln, wurde das „Visit

Philippines Year 2003“ lanciert. Die rund 7 Mio in der Welt verzettelten Filipinos sollen sich
dabei aktiv bemühen, ihre Freunde als Touristen in die Philippinen zu locken. Ob dies gelingt
scheint fraglich, denn in den Philippinen ist alles zu unsicher. Abgesehen von den
moslemischen Rebellen, die im südlichen Teil des Inselstaates für negative Schlagzeilen
sorgen, schrecken die zunehmenden Entführungen die Touristen zusätzlich ab. Die
regelmässigen Stromunterbrüche, das Wetter mit seinen unzähligen Taifune sowie die
topographische Gegebenheit des Landes (7000 Inseln) machen das Reisen nicht unbedingt
einfach. Einen Vorteil haben die Philippinen jedoch: es gibt nur wenige Touristen!


Regenzeit


Meine vorgesehenen Ausflüge nach Sagada im Norden zu den Reisterrassen und nach Cebu im
Süden fallen sprichwörtlich ins Wasser. Eine Woche nach meiner Ankunft wütet der Taifun
„Gloria“ über Zentral-Luzon und verunmöglicht jegliches Reisen. Brücken werden weggerissen

und Strassen unterbrochen. Es gibt auch zahlreiche Todesopfer. Die Namen der Taifune (als
Taifun bezeichnet man eine Depression, deren Windgeschwindigkeit mehr als 55 Meilen/Std
beträgt) werden in den Philippinen nach der Reihenfolge des Alphabets benannt. „Gloria“ -




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