Page 7 - Willy Blaser - Mabuhay
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13.00 Uhr sind wir in Skardu zurück. Dass ich, wie die drei Hühner, den Concordiaplatz nicht
erreichen würde, hätte ich nicht gedacht!


Die umliegenden Berge sind verschneit. Im Garten ist es nicht mehr so angenehm warm wie
noch vor vierzehn Tagen. Saeed telefoniert mit der Trekking-Agentur in Islamabad. Sie wollen
versuchen meinen Flug nach Thailand für den Dienstag zu buchen, heisst es.
Nach dreizehn Tagen im Zelt wieder einmal in einem Bett zu schlafen ist ganz ungewohnt. Ich
schlafe denn auch schlecht. Dieses Bett würde ich aber auch keinem Paar empfehlen, denn bei

der kleinsten Bewegung knattert es! Welche Zimmer-Nummer war das nun schon wieder?

Samstagmorgen 06.00 Uhr: ich bin hellwach. Das Wetter ist wunderschön. Flugwetter! Beim

Frühstück machen wir Bekanntschaft mit Frau Kyoko Endo. Sie arbeitet für den „Himalayan
Green Club“ der seit 1993 im oberen Baltistan zahlreiche Programme wie medizinische
Versorgung, Bildung, Aufforstung, Wasserversorgung und Solarenergie durchführt. Sie erzählt
uns, dass der Club bereits neun Schulen gebaut und über 20'000 Bäume, Aprikosen, Äpfel,
Birken, Pappeln und Wachholderbäume gepflanzt hat. Im Verlaufe des Gespräches stellt sich
heraus, dass sie auch Bergsteigerin ist und 1974 Expeditionsleiterin der 1. Frauen-Expedition

im Himalaja war. Anlässlich dieser Expedition (Manaslu/Nepal) erreichte die erste Frau einen
8000er Gipfel. 1993 war sie auch Expeditionsmitglied zum Broad Peak und 1998 zum
Gasherbrum II. Sie war bei der ersten Expedition vom erbärmlichen Zustand der
Wachholderbäume derart betroffen (eine Folge des Abholzens durch Expeditionen und
Trekking-Gruppen), dass sie jene Organisation gründete.


Sie erzählt von ihrer Besteigung mit 62 Jahren des Koser Gunge über eine neue Route und
zeigt mir dabei Expeditionsberichte über die Erstbesteigung von 1899. „Aber, da ist ja ein Bild
von Matthias Zurbriggen aus Saas-Almagell?“ rufe ich erstaunt aus. „Yes, this is Zurbriggen
who first reached the peak.“ Na sowas, eine Japanerin die Zurbriggen kennt!


Wir erfahren, dass der Flug aus Islamabad annulliert wurde. Mensch, was brauchen die denn
für ein Flugwetter? Also, wenn man bei solchen Bedingungen nicht fliegen kann, wann dann
sonst? Das Problem scheint anderswo zu bestehen, vermutlich beim Nanga Parbat. Somit

bleibt uns eigentlich nur noch der Sonntag als Flugtag übrig. Die Flugtickets müssen wieder
umgebucht werden. Zum Glück habe ich damit nichts zu tun. Das ist Saeeds Aufgabe. Wir sind
aber nur auf den Warteliste. Langsam können wir uns schon moralisch auf eine Monsterfahrt
mit dem Bus nach Islamabad vorbereiten.














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