Page 8 - Willy Blaser - CVReise
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Samstag, 6.11.


Schade, dass wir morgen bereits weiterfahren müssen. Aber Beni kommt am 8. in Ankara an
und wir können ihn ja nicht bei der Ankunft warten lassen. Die Bosphorusfahrt ist auf jeden
Fall lohnend, obwohl sie etwas lange gedauert hat. Wolfi meinte zwar schon nach ¾ Stunden,
dass das Boot in der nächsten Bucht wenden werde, schlussendlich sind wir erst nach drei
Stunden wieder in Istanbul zurück! Sehr beeindruckend sind auch die zahlreichen Moscheen.
Man kann diese ohne weiteres besuchen, darf aber nicht vergessen vorher die Schuhe

auszuziehen und zu bezahlen. Bezahlen um die Schuhe zu deponieren, bezahlen für den
Eintritt, bezahlen für das Fotografieren… Ein Besuch des Bazars durfte natürlich auch nicht
fehlen. Welch ein Gewimmel von Leuten, wie in einem Ameisenhaufen! Als Tourist wird man
ständig von allen Seiten angequatscht. All diese „Gschäftlimacher“ mit ihrem „Hey friend,
good price“, die Geldwechsler und die „Haschischbrüder“ fallen einem mit der Zeit schon auf
den „Wecker“. Am meisten gefallen haben mir die Schuhputzer, welche unsere
Adidassportschuhe immer mit schwarzer Wichse saubermachen wollten…


Sonntag, 7.11.


Unter der Reklame „Yapi ve kredi bankasi“ steht am Ausgang des Campingplatzes in grossen
Buchstaben „Güle, Güle“. Dies soll „Auf Wiedersehen“ heissen. Istanbul hat mir, obwohl wir

nur kurz hier waren, sehr gut gefallen. Die Atmosphäre, halb europäisch, halb asiatisch, hat
einen unbeschreiblichen Reiz. Die Rekognoszierung des Weges zur Fähre am Vortag hat sich
gelohnt. Ohne uns in diesem Verkehrschaos zu verlieren, erreichen wir die Galata Brücke. Bis
zur Fähre benötigen wir allerdings verschiedene Varianten. Nach kurzer Überfahrt erreichen
wir asiatischen Boden! Gewiss, kein so grosses Ereignis wie damals als Armstrong auf dem
Mond landete, doch immerhin, erstmals in meinem Leben bin ich in Asien! Der erste Teil der
Fahrt nach Ankara ist landschaftlich wunderschön, besonders dem Meer entlang. Im Verlaufe
der Fahrt komme ich das Gefühl nicht los, mein Toilettentäschli mitsamt Traveller-Checks
irgendwo vergessen zu haben! Auf dem Campingplatz, dreissig Kilometer vor Ankara, bestätigt

sich meine Vermutung. Ich muss es im Campingplatz bei der Morgentoilette liegengelassen
haben! 2'300 Schweizer Franken verloren! Meine Güte! So etwas kann auch nur mir passieren!
Damit weiss ich auf alle Fälle schon was ich morgen in der Stadt zu tun haben werde. Da es
sich um Traveller Checks handelt ist es nur halb so schlimm. Ich bin gespannt, ob die Checks
einem wirklich so schnell ersetzt werden, wie sie es in der Reklame versprechen. Solche
Sachen sind aber immer mit einem immensen Zeitverlust verbunden. Hoffentlich kommt das

nur gut!

Der Campingplatz ist sehr schlicht eingerichtet. In der Küche kann man allerdings mit Gas

kochen. Ein Luxus! Pech hat Alois! Ausgerechnet er „erwischt“ die beiden ältesten Eier die ich
in Alexandroupoulis eingekauft habe! Mit Aromat schmeckt es ihm besser. Es sind einige Leute



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