Page 1 - Willy Blaser - Mabuhay
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Vietnam / Philippinen (RB17 / 07.01.2002)


Wer ist zuerst in Hue?


Die Fahrt mit dem Motorrad nach Lao Bao dauert etwa zehn Minuten. Mir ist nun auch klar,
weshalb die anderen Buspassagiere nach der Zollkontrolle plötzlich verschwunden sind. Die
wussten doch alle, dass der Bus nach dem Grenzübergang nicht weiterfahren würde und
haben vermutlich das Billett auch nur bis zur Grenze gekauft. Aber wir Ausländer waren
ahnungslos. Niemand hat uns etwas gesagt. Nun gut, für das nächste Mal wissen wir es. Für
die Strecke ins Dorf verlangt mein Motorradfahrer 20'000 Dong. Am Busbahnhof werde ich
herzlich empfangen. Die Jungs scheinen Freude an ausländischen Touristen zu haben. Man

weist mich einem Bus zu, der sogleich direkt nach Hue fahren soll. So etwas nennt man
"Schwein haben". 150'000 Dong, 10 US $, kostet die Fahrt. Im ersten Augenblick erscheint mir
der Betrag recht hoch, kostete das Billett von Savannakhet nach Hue im Vergleich nur 83'000
Kip. Doch mit einem Expressbus direkt nach Hue fahren zu können muss wohl etwas teurer
sein, denke ich. Der Expressbus stellt sich in Wirklichkeit als ein uralter "Lumpensammler"
heraus. Nach einer halben Stunde fahren wir los. Der Motor tönt wie von einem Traktor. Doch

wenigstens fahren wir und das ist ja die Hauptsache. Nach 18 km passieren wir Khe Sanh. Hier
war ich schon im Frühling, als ich von Hue aus einen Ausflug in die DMZ, die demilitarisierte
Zone, machte. Das Gebiet ist mir daher nicht fremd. Zur Küste nach Dong Ha und nach Hue ist
es nun wirklich keine Hexerei mehr. In etwa zwei Stunden sollte ich in Hue sein. Mein
Entscheid erweist sich als richtig und ich freue mich etwas schadenfreudig darüber, dass die
"Australier" wohl noch an der Grenze festsitzen und sich ärgern. Nach 35 km hält der Bus
plötzlich an. Panne! Der Keilriemen muss ausgewechselt werden. Nach zwanzig Minuten
fahren wir weiter. Nicht weit. Der Fahrer kann anscheinend den 3. Gang nicht mehr
herausnehmen. Es sind wohl Getriebeprobleme. Die beiden Mechaniker sind bemüht, den

Schaden zu beheben. Umsonst. Der Bus wird immer langsamer. Sogar die Velofahrer
überholen uns. Ich verstehe, dass wir bis zur nächsten Werkstatt so weiterfahren müssen. Die
letzten Kilometer legen wir im Schritttempo zurück. In einer Stunde schaffen wir gerade 15
km! Wenn das so weitergeht werde ich heute nicht mehr in Hue ankommen. Ich überlege mir
ob es nicht gescheiter wäre, nochmals den Bus zu wechseln. Es ist 16.00 Uhr und wir haben
erst 50 km seit der Grenze zurückgelegt. Wenn ich hier noch lange aufgehalten werde, wird

mich "unser" Bus von Laos am Schluss noch ein- und überholen. Das wäre peinlich. Doch bis
jetzt habe ich noch die Nase vorn. Die Reparatur dauert diesmal etwas länger. Doch dann geht
es zügig weiter. Ich gratuliere den Mechanikern. Diese strahlen übers ganze Gesicht. Wir
passieren die Dakrong-Brücke, den Felsenturm Rockpile. Kurz danach werden wir durch eine
stehende Kolonne von Lastwagen und PKW's aufgehalten. Ein Schlagbaum versperrt die
Weiterfahrt. Polizei! Durchsuchung! Da über die Grenze von Laos viele Waren nach Vietnam
geschmuggelt werden, wird jedes Fahrzeug durchsucht. Die Polizisten nehmen es peinlichst
genau. Schnell vergeht eine halbe Stunde. Hinter meinen Sitz entdecken sie eine Trappe im



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