Page 12 - Willy Blaser - Mabuhay
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wilder. Die schmale Strasse, teils aus mörderischen Schotter, führt durch enge Schluchten,
hinauf und hinunter, über den tobenden Braldo. Der Weg entlang des Braldo ist unglaublich.
Einige Wegstücke sind in die Felsen gehauen. Um eine solche Fahrt schadlos zu überstehen
braucht es ein absolutes Vertrauen in Fahrer und Fahrzeug. Einige Male stockt jedoch auch mir
der Atem. Eine letzte schwankende Hängebrücke ist zu überqueren und nach 6 ½ Stunden
haben wir unser Ziel Askole erreicht. Das Dorf ist durch den Fluss getrennt und befindet sich
etwa fünfzig Höhenmeter oberhalb unseres Zeltplatzes auf einer Terrasse. Askole wird wegen
dem Mango Gusor (6288 m), der eine Ähnlichkeit mit dem Matterhorn haben soll, in einigen
Reiseberichten auch das „Zermatt von Baltistan“ genannt. Die Autoren müssen bei diesem
Vergleich wohl schon unter der Höhenkrankheit gelitten haben.
Mensch, ich bin in Askole! Ich kann es kaum fassen. Für die meisten wird dieser Name recht
wenig bedeuten. Als Himalaja- und Karakorum-Historiker ist Askole ein Begriff und löst
beinahe Emotionen aus. Bereits 1856 war hier der Münchner Forschungsreisende Adolf
Schlaginweit. Auch zwei Schweizer Bergsteiger waren schon vor mehr als Hundert Jahren hier!
Matthias Zurbriggen aus Saas-Almagell begleitete 1892 eine britische Expedition zum K2. Was
mich bei diesen früheren Expeditionen dabei so fasziniert, ist der Anmarsch. Zurbriggen
benötigte damals fünf Monate um von London nach Askole zu gelangen! Heute ist man, sofern
es mit den Flugverbindungen klappt, in drei Tagen dort! 1902 besuchte mit Dr. Jules Jacot-
Guillarmod aus Genf, ein weiterer Schweizer die Hochoase.
Als wir in Askole ankommen hat sich eine ansehnliche Menge Männer des Dorfes
angesammelt um als Träger engagiert zu werden. Auch wir brauchen noch etwa zehn Träger.
Es ist bedeckt, einige Regentropfen fallen. Ein heftiger Wind wirbelt Staub auf, sodass ich ins
Zelt flüchten muss. In der Zwischenzeit ist auch die spanische Trekkingruppe angekommen die
über den Gondoro La will. Im Verlaufe des Nachmittags kommt die Sonne wieder zum
Vorschein. Einige der Träger spielen gegen Soldaten des Armeepostens Volleyball.
Um halb acht wird es dunkel. Nach dem Nachtessen im Küchenzelt hat man meistens nur noch
eine Wahl: ab in den Schlafsack.
Morgen schlägt die Stunde der Wahrheit!

