Page 10 - Willy Blaser - Mabuhay
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am Domestic Airport. Das Check-in ist offen. Wir sind zuversichtlich. Eine Fokker-Maschine ist
soeben aus Gilgit angekommen. Das ist ein gutes Zeichen. Die Chancen stehen gut. Saeed
erklärt mir, dass er schon Flüge erlebt hat, bei welchen die Maschine zehn Minuten vor der
Landung wieder umgekehrt sei!
Ich muss auf die Toilette. Anstelle unserer westlichen Pissoir finde ich eine Wand mit einem
Wasserhahnen vor, darüber eine Tafel mit der Inschrift „Place for Ablation“! Platz für was?
Dummerweise ist gerade niemand anwesend und um nicht etwas Falsches zu tun, benutze ich
vorsichtshalber die Kabine. Wer weiss, vielleicht wäscht man sich dort die Füsse vor dem
Beten. Das wäre peinlich wenn ich dort einfach hinein pinkeln würde! Das Boarden wird
freigegeben. Es ist nicht mehr die jüngste Maschine, eine B 737. Mit dem Fensterplatz rechts
hat es auch geklappt. Ich habe kaum Zeit das Frühstück einzunehmen, schon rückt ein
Schneekoloss ins Blickfeld. Das kann nur der Nanga Parbat sein. Heute fliegen wir ihn von
Süden an. Im Gegensatz zu Gestern strahlt die Diamirflanke heute im Sonnenlicht.
Der Nanga Parbat (Diamir Seite)
Kurz darauf ist auch sehr schön das Tal hinauf zur Märchenwiese zu erkennen. Der Rakaposhi
soll auf der linken Seite zu sehen sein, meldet der Kapitän. Diesen werden wir dann beim
Ruckflug fotografieren. Die Bergwelt wird immer imposanter. Wir biegen ins Indus-Tal ein, das
für den Piloten als Wegweiser nach Skardu gilt. Wir fliegen hohen kargen Bergen zum
Berühren nahe entlang. Nach vierzig Minuten macht sich plötzlich ein breites grünes Tal auf.
Wir sind in der Oase Skardu angekommen. Die Maschine scheint nicht umzukehren. Wir sind
uns jedoch erst sicher als sie landet. Die Temperatur ist etwas angenehmer als in Islamabad,
aber immer noch 26˚ Celsius und dies auf 2300 ü.M. Die Fahrt in die 15 km entfernte Stadt
gibt einen ersten Eindruck was ich wohl noch alles zu erwarten habe. Skardu ist die Hauptstadt
von Baltistan und hat etwa 5'000 Einwohner die sich Baltis nennen. Die Stadt ist nicht gerade
einladend. Der Bazar besteht aus einer Reihe Betonbuden entlang der Strasse. Alles ist dreckig
und staubig. Die Landschaft ist geprägt durch gewaltige Erosionsflanken. Wir sind im
Concordia Motel untergebracht, eine nette kleine Anlage mit einem schönen Garten mit Sicht
auf den friedlich fliessenden Indus. Viele Trekking-Gruppen und Expeditionen kommen

