Page 49 - Willy Blaser - CVReise
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umfassenden Schule vor. Im Norden von Zaire muss es in den 60er Jahren, zur Zeit der Belgier,
ganz toll gewesen sein. Hotels, Tennisplätze, Swimming-pools, Kegelbahnen die inzwischen
total verkommen sind, zeugen davon. Am Strassenrad kann man vereinzelt noch
Verkehrstafeln mit der Aufschrift „Touring Club Congo belge“ antreffen. Es gibt auch
Tankstellen, diese sind jedoch heute unbrauchbar. Wir fahren noch etwas weiter bis nach

Titule. In der Mission können wir sogar duschen! Ein Hamburger trifft ein und spendet zum
Nachtessen Bundeswehr Rindfleisch. Wir besorgen das Bier.


Donnerstag, 24.2.

Kein Eintrag


Freitag, 25.2.


Szenenwechsel. Wir fahren durch dichten Bambuswald. Die Michelin-Karte spielt uns einen
Streich. Gemäss Karte ist die Fähre nach dem Dorf Bondo eingezeichnet, die Flussüberquerung
ist aber vorher. Die Fähre ist ein Geschenk der amerikanischen Entwicklungshilfe. Die

Batterien sind jedoch längstens kaputt. Um die Fähre in Gang zu setzten, müssen wir unsere
eigenen Batterien ausbauen und zur Verfügung stellen! Dazu kostet es pro Auto noch zwei
Zaire. Wir haben keine Wahl, wir müssen ja hinüber. Bei der katholischen Mission will man uns
nicht. Wir campieren deshalb bei einer norwegischen Mission und treffen dort noch gleich
einen Schweizer der in der Schule als Lehrer tätig ist. Er erklärt uns, dass die Lehrer früher vom
Staat sehr gut bezahlt wurden. 75% des Lohnes in US $ wurde direkt auf das Bankkonto

überwiesen. Nach der Kupferkrise lies der Geldsegen nach. Die Schüler müssen heute ihre
Schulbücher selber berappen, er selber habe seit fünf Monaten keinen Lohn mehr erhalten! Er
klagt auch über die Dummheit der Schüler: von 350 Kandidaten für die Sekundarschule sollen
lediglich 12 im Französisch und Rechnen die Aufnahmeprüfung bestanden haben. Um eine
Klasse zu bilden müsse demnach ein Dutzend Schüler nachgezogen werden die nur mit viel
Mühe den „Stoff“ kapieren. Dadurch könne in einem Schuljahr nur gerade die Hälfte des
Lehrstoffes unterrichtet werden. Problematisch seien auch die europäischen Schulbücher.
Man müsse damit den Schülern zuerst noch die europäischen Beispiele erklären.






















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