Page 9 - Willy Blaser - Mabuhay
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Vorsorglicherweise beauftrage ich die Reception meines Hotels, mich für eine Fahrt zum Tiger
Hill vorzumerken, sollte es unerwartet doch noch bessern.


Himalayan Mountaineering Institute


Auch ohne Bergpanorama bietet Darjeeling für mich sehr viel Interessantes. Die ersten
Everest-Besteiger mussten 600 mühsame Kilometer von Darjeeling aus über das tibetische
Plateau trekken, um überhaupt an den Fuss des Berges zu gelangen. Hier lebte auch Sherpa
Norgay Tenzing, der Erstbesteiger des Mt. Everest, nachdem er 1933 als 17jähriger von Nepal
hierher emigrierte. Nach diesem grossen Erfolg, wurde mit Hilfe der Schweizerischen Stiftung
für alpine Forschungen, das Himalayan Mountaineering Institute am 4. November 1954

eröffnet. Vor allem das Everest-Museum ist sehr interessant. Über dem Eingang hängt ein
grosses Abzeichen des Schweizerischen Alpenklubs. Unter den zahlreichen
Austellungsgegenständen befinden sich die beiden Wimpel, welche Tenzing 1953 auf dem
Gipfel schwenkte, die Kamera von Hillary sowie Tenzings Steigeisen, Schuhe, Rucksack und
seine gelbe Jacke. Auch die Schweizer Everest Expedition von 1952 ist gut dokumentiert. Sogar
die kleinen, runden Bergschuhe von Raymond Lambert sind ausgestellt. Der Kurator des

Museums, Mr. Chandranath Das, ist vom Besuch aus der Schweiz erfreut und lädt mich zu
einem Tee ein. Ich erfahre, dass man zum 50. Jubiläum der Erstbesteigung, neben dem Grab
des 1986 verstorbenen Tenzings, ein neues Gebäude baut. Er erklärt mir, dass eines der Ziele
darin bestehe, der breiten Öffentlichkeit zu erklären, dass Bergsteigen, mehr als jede andere
Sportart, Selbstvertrauen, Ausdauer, Beharrlichkeit, Entschlossenheit, Verantwortung, die
Bereitschaft Risiken einzugehen und auch ein Hauch von Abenteuer verleiht. Das Institut
scheut daher keine Mühe, bei jungen Leuten in Kursen ihre bergsteigerische Fähigkeiten und
die Geschicklichkeit zu entwickeln. Für 2000 Rupien können sich Bergsteiger-Aspiranten in
Grund- und Fortgeschrittenenkursen weiterbilden. Solche Kurse finden 6 x im Jahr statt und

dauern 28 Tage. Nebst einer grossen Bibliothek welche 2500 Bücher umfasst, verfügt das
Institut auch über eine Kletterwand. Neuerdings werden junge Kinder im Alter von 12 bis 16
Jahren zum Sportklettern animiert. Die Attraktion des Institut bildet ein starkes Carl Zeiss Jena
Teleskop, welches Hitler dem Maharadscha Jung Bahadur Rana, Oberster Befehlshaber der
Königlichen nepalischen Armee, schenkte, dessen Sohn es dem Institut 1961 vermachte.






















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