Page 9 - Willy Blaser - Mabuhay
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die Warteliste vom 19. Oktober setzten lassen. Unverzüglich nehme ich via Fax mit der Thai in
Kalkutta Kontakt auf. Als Mitglied der Royal Orchid bitte ich sie, meine Umbuchung prioritär zu
behandeln. Es scheint in Asien jedoch nicht Usanz zu sein, den Erhalt von Anfragen kurz zu
bestätigen. Der Absender weiss daher nicht ob sein Fax überhaupt angekommen ist oder
nicht. So warte ich ungeduldig drei Tage auf eine Antwort. Nach dem zweiten Fax kommt die

Antwort via E-mail. Man werde schauen, heisst es. Nach einer Woche erhalte ich die
Mitteilung, wonach mein Rückflug vom 12. auf den 6. November vorverschoben werden
konnte, der Flug vom 19. Oktober in meiner Billetklasse jedoch ausgebucht sei. Auf weitere
Fragen, ob ich mein Billet eventuell upgraden kann (für eine höhere Preisklasse nachzuzahlen)
wird nicht einmal geantwortet. Danke Thai International, das nennt man Kundenservice.
Ehrlich gesagt, ich hatte nie das Gefühl, dass sich die Airline ernsthaft um mein Anliegen
bemühte, ansonsten es ganz bestimmt eine Lösung gegeben hätte zu einem früheren Datum

zu fliegen.

Besuch bei Jamling Tenzing


Als Edmund Hillary und Sherpa Tenzing nach ihrer erfolgreichen Besteigung des Mount Everest

am 29. Mai 1953 ins Basislager absteigen, nehmen sie an, dass sich ausserhalb eines kleinen
Kreises von enthusiastischen Bergsteigern, sich kaum jemanden für ihre Erlebnisse am Everest
interessieren wird. Der Zufall will jedoch, dass die Eroberung des Gipfels gerade rechtzeitig zur
Krönung von Königin Elisabeth II. möglich wird. Die Nachricht wird durch die englische
Tageszeitung „London Times“ als Geschenk für die neue Königin auch entsprechend
„aufgezogen“ und bald erliegt die ganze Welt der Faszination ihres Sieges. Für viele Menschen
in Indien wird Tenzing zum Hoffnungsträger und zum Symbol der nationalen Unabhängigkeit.
Noch nie war jemanden in der hierarchisch strukturierten Gesellschaft Indiens von so niedriger
Kaste wie er über Nacht zu Weltruhm erlangt. Für Millionen von Menschen in Indien wird

Tenzing zu einem Halbgott. Er wird auf der ganzen Welt bekannt und zum Botschafter eines
Volkes, das während Jahrhunderten zurückgezogen in seinen Bergen und Tälern lebte. Trotz
seines Erfolges ist er sein Leben lang ein loyaler, treuer, grosszügiger und bescheidener
Mensch Mensch geblieben. Im Frühjahr 1986 verstirbt er unerwartet im Alter von 72 Jahren.


Als Sohn einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Sherpa Tenzing Norgay, besucht Jamling,
wie seine beiden Brüder, eine der angesehnsten Schulen Indiens, das Internat St. Pauls in
Darjeeling. Doch der Mt. Everest beherrscht Jamlins Phantasie. Mit achtzehn Jahren hätte er
sich einer indischen Everest-Expedition anschliessen können. Sein Vater wollte dies jedoch

nicht. „Ich habe den Everest bestiegen, damit Du es nicht zu tun brauchst“. Nach seinem
Abschluss studiert und lebt er während zehn Jahren in New Jersey (USA). Sein Wunsch, den
Everest zu besteigen, wird nach dem Tode seines Vaters noch grösser. Zehn Jahre später
erhält Jamling schlussendlich die Gelegenheit sich sein lang ersehnten Wunsch zu erfüllen. Als
Bergführer des IMAX-Filmteams erreicht er am 23. Mai 1996, 43 Jahre nach seinem Vater, den



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