Page 10 - Willy Blaser - Mabuhay
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Eingang des feudalen Airport-Hotels stoppt, fragen wir uns, was hier wohl wollen! „Was? Wir
sollen hier übernachten! Soll das ein Witz sein?“ Ich fühle mich in solchen “Kästen” nicht wohl.
Das ist etwas für “Mehrbessere” oder solche, die es gerne sein möchten, oder für
Reisegruppen. Zu viert bieten sie sich an, unser Gepäck in die Lobby zu tragen. Ich brauche
doch keine Träger! Ich kann mein Gepäck selber tragen! Überall steht eine Menge

Dienstpersonal umher. Die riesige Lobby ist leer. Anscheinend sind wir die einzigen Gäste!
Jede unserer Bewegungen wird von 20 Augenpaaren mitverfolgt. Die denken vermutlich wir
seien reiche Leute! So wie wir aber gekleidet sind, sehen wir eher wie das Gegenteil aus. Wir
werden auf die erste Etage geführt. Auch hier ein riesiger Vorraum. Man könnte darin Tennis
spielen. Der Teppich ist voller Falten, sodass man bei jedem Schritt zu stolpern droht. Gleich
zu sechst stehen hier die Roomboys in einer Reihe und begrüssen uns mit einer Verbeugung.
Das Zimmer ist eher enttäuschend, klein, voller Mücken. Im Badezimmer gibt es für die Gäste

chinesische Seife, chinesische Zahnpasta und chinesische Zahnbürsten. Im abendlichen TV-
Programm wird auf dem Satellitenkanal der Fussballmatch 1860 München – Bayern München
übertragen.


Die verehrteste Buddhafigur


Beim Frühstück treffen wir auf zwei andere Gäste! Wir waren also doch nicht ganz allein. An
unserem Frühstückstisch wimmelt es nur so von Moskitos. Riesige Viecher, zum Glück sind sie
nicht aggressiv und begnügen sich uns anzuschauen.


Schon früh herrscht in den Strassen der ehemaligen Königsstadt lärmiger Verkehr. Mandalay
hat sich zu einem bedeutenden Handelsplatz und zu einem boomenden Wirtschaftszentrum
entwickelt. Seit einigen Jahren floriert der Handel mit China. Viele chinesische Händler sind in
der Stadt ansässig. Ich bin überrascht, wie wenig thailändische Ware in den Läden anzutreffen
ist. Nur gerade das Glutamat “Ajinomoto” und Erfrischungstüchlein sind in den Regalen zu
finden. Der Grund ist einleuchtend: chinesische Ware ist um die Hälfte billiger.


Die Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Königspalast, doch dieses Eintrittsgeld ersparen wir
uns, da dieser vom Militär bewohnt ist und die Sehenswürdigkeiten scheinbar alle zerstört

wurden. Stattdessen besichtigen wir den 3.8 Meter hohen Mahamuni-Buddha. Der Tempel
gehört, nebst dem “Goldenen Felsen” und der Schwedagon Pagode zu einem der drei
wichtigsten Heiligtümer des Landes. Der Besuch führt wie immer barfuss über lange
überdachte Hallen mit eng aneinander gereihten Verkaufsständen. Man wähnt sich eher in
einem Basar, als im heiligsten Ort des Landes. Es herrscht ein reges Treiben. Ein endloser
Strom von Pilgern zieht zur grossen Buddha-Figur. Als Opfergabe kaufen die Pilger
Blumensträusse aus Gladiolen, roten Rosen, gelben und weissen Chrysanthemen,

Kokosnussblüten sowie Winflower Blättern. Vor dem Eingang zum Buddha werden die
Besucher nach Geschlecht getrennt. Nur Männer haben direkten Zugang zum Tempel. Die



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