Page 13 - Willy Blaser - Mabuhay
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Die Busse sind wieder weg, Bahn frei für uns. Die Holzbrücke sieht von Nahe noch viel
imposanter aus. Die dicken Teakpfähle sind bis zu sechs Meter hoch. Beim näheren Betrachten
sind sie allerdings nicht so vertrauenswürdig, denn viele sind morsch und werden wohl eines

Tages einbrechen. Auf der Brücke herrscht reger Verkehr. Es gibt überdachte Rastplätze, wo
man sich mit Getränken, Früchten und Eiskrem erfrischen kann. Auf dem See tummelt sich ein
Schwarm von Zuchtenten. Ich mache Bekanntschaft mit Suu, einem zwölfjährigen Mädchen.
Ein wunderschönes Thanaka-Blatt verziert ihre Wange. "Ich möchte auch so eins haben" sage
ich zu ihr. Und schon packt sie die Utensilien aus und bemalt zum Gaudi der anwesenden
Zuschauer mein Gesicht!


Mandalays Handwerker


Mandalay ist auch berühmt für seinen Marmor. Steinmetze meisseln hier Marmorblöcke zu
Buddhafiguren, welche nach China und Thailand exportiert werden. Bei unserem Besuch sind
nur gerade zwei Arbeiter an der Arbeit. Sie bearbeiten zuerst den Körper, das Gesicht wird
zuletzt gemacht. Als nächstes wird die Figur mit Wasser und Sandstein poliert, bis sie zu ihrem
Glanz kommt. Dies ist ausschliesslich eine Aufgabe der Frauen und Mädchen. Nebst

Schmieden, Holzschnitzern und Seidenwebern gilt unsere Aufmerksamkeit vor allem den
Goldschlägern, welche die berühmten Goldblättchen herstellen. Diese sind zwischen der 77.
Und 78. Street zu Hause. Die Fabrikation dieser hauchdünnen Goldblättchen ist wirklich etwas
Besonderes. Zuerst wird aus 200 Gramm Gold ein dünner Draht gezogen, der anschliessend
von einer Presse zu einem 90 cm langen und 2 cm breiten Band gepresst wird. Das Band wird
dann in 200 Quadrate geschnitten und zwischen ein dünnes 7cm² grosses Bambuspapier

gelegt. Insgesamt 400 Goldblättchen werden auf diese Weise vorbereitet. Das ganze Bündel
wird zwischen zwei Lappen Hirschleder eingewickelt und auf einen Stein gelegt. Wie ein
Metronom wird dieser in gleichmässigen Schlägen während 30 Minuten durch junge
schlaksige Burschen mit einem 7 kg schweren Hammer bearbeitet. Die Zeit wird mit einer
Wasseruhr gemessen. Dazu wird eine Kokosnussschale mit einem kleinen Loch in einen
Wassertopf gelegt. Sinkt die Schale, so sind drei Minuten vorbei. In einem separaten Raum
entfernen Frauen die Goldblättchen, schneiden jedes einzelne in sechs Stück und legen sie,



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