Page 15 - Willy Blaser - Mabuhay
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Maung Maung meint, sie habe vermutlich eher Angst, dass sich ihr Longyi in der Treppe
verfangen könnte. Zahlreiche Leute, Einheimische wie Touristen warten auf den
Sonnenuntergang. In der Zwischenzeit vergnügen sich alle mit dem kleinen „weissen“ und
blonden Kilian aus Frankreich. Alle Frauen wollen ihn berühren und tragen. Er ist der Star.


Wir sind froh, Mandalay verlassen zu können. Auf dem Lande gefällt es uns viel besser. Der
Weg zur nächsten Destination führt die gleiche mühsame Strecke zurück. Ein angenehm
süsslicher Duft wie gegärter Traubensaft streichelt bei der Durchfahrt plötzlich unser

Riechorgan. Was das wohl sein kann? Wir fahren an einem rotbraunen Feld vorbei. Sofort hält
Maung Maung an um das Ganze näher zu betrachten. Es ist kein Feld, sondern es werden
kleine Pflaumen in der Sonne getrocknet. Gleich daneben werden sie verarbeitet. Die jungen
Arbeiterinnen sind über unseren Besuch erfreut und strahlen übers ganze Gesicht.


Das Gebiet wird nun immer hügeliger. Die Strasse ist schmal und kurvig. Nur wenige
Fahrzeuge kommen uns entgegen. Wo fährt uns Maung Maung hin? Es wird immer bergiger.
Weit und breit kein Dorf. Die Strasse steigt und steigt. Nach den Angaben meiner
Strassenkarte müssen die umliegenden Berge 2'300 m hoch sein. Wir erreichen eine

vegetationslose Landschaft. Die Strasse führt zwischen kahlen Grashügeln hindurch. Bald
sollte doch einmal die Passhöhe kommen! Nur keine Panne jetzt, Holz berühren, doch wir
haben keins. Endlich geht es wieder bergabwärts. Wir kommen in riesige Bambuswälder. Die
Region ist wieder zusehends bevölkert. In einem kleinen Dorf halten wir zum Mittagessen. Vor
der Raststätte werden grosse leuchtende Orangen an Ständen verkauft. Jede Verkäuferin
wirbt lautstark für ihre Produkte. Die Auswahl im Restaurant ist bescheiden. Fried vegetables
(gebratenes Gemüse), fried noodle (gebratene Nudeln) oder Chicken Cashew-nut (Huhn mit
Kaschunüssen) stehen auf der Menükarte.























Kälteste Nacht


Es fällt auf, dass die Häuser dieser Gegend nicht mehr aus Bambus gebaut sind, sondern aus
Backsteinen. Wir nähern uns Kalaw (1'316 m ü.M), einst eine beliebte Sommerresidenz der



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